In Finanzen

Axel Bergmann,
ARLEON GmbH Unternehmensentwicklung, Hannover

 

  1. Ausgangssituation

Die Finanzierung von Investitionen, Working Capital und Produktabsatz ist darauf angewiesen, mit berechenbaren Elementen und Faktoren zu arbeiten, um Kapitalrenditen zu erzielen und den Rückfluss des eingesetzten Kapitals zu sichern. Ob die bisherigen Gesetzmäßigkeiten unter Industrie 4.0 so weiter gelten können, ist allerdings eine andere Frage. Dazu in Eckpunkten die Treiber von Veränderungen:

  • Fortschreitende Globalisierung, disruptive Innovationen und sich schnell verändernde Geschäftsmodelle stellen Mittelständler und Familienunternehmen heutzutage immer wieder vor große strategische Herausforderungen[1]
  • Die digitale Transformation erfordert hohe Investitionen[2]
  • Verschärfte Kapitalanforderungen an die Banken verringern tendenziell deren Kreditbereitschaft, insbesondere bei mittleren Bonitäten
  • Sich schnell wandelnde Prozessketten und Geschäftsmodelle führen zu stärkeren (gegenseitigen) Abhängigkeiten und größerer Komplexität in der Risikobeurteilung
  • Beide Aspekte erschweren Finanzierungen und erhöhen die Finanzierungskosten
  • Die Finanzierung von Innovation und Wachstum ist i.d.R. nur durch Eigenkapital und Mezzanine möglich[3]
  • Potentiell besteht die Gefahr, dass zwischen Unternehmen und Finanzierer Informationsasymmetrien auftreten, die zu einer Unterversorgung der Unternehmen mit externer Finanzierung führen[4]
  1. Implikationen
  • Kreditnehmer müssen sich vor diesem Hintergrund der Erfolgskriterien für eine gelungene Finanzierung bewusst sein und sich sorgfältigst! auf Finanzierungsgespräche vorbereiten – unabhängig davon, ob es sich um Bankkredite, Mezzanine- oder Eigenkapitalfinanzierungen handelt. Oftmals wird es sich ohnehin um einen Finanzierungsmix handeln
  • sämtliche entscheidungsrelevanten Informationen sind für den Adressaten vollständig, transparent und verständlich aufzubereiten
  • zielgerichtete und „unfallfreie“ Kommunikation mit den Kreditgebern hat einen immer höheren Stellenwert, um diese für eine geeignete Finanzierung zu gewinnen

 

  1. Rating als Herzstück der Risikobeurteilung und Konditionenfindung
  • Verdichtung aller bonitätsrelevanten Informationen in einer Kennziffer, die es ermöglicht, das Risiko zu messen und adäquat zu bepreisen
  • Im Kern geht es darum, das Risikoprofil des Unternehmens herauszuarbeiten und sichtbar zu machen; dies im Zeichen zunehmender Verflechtung und daraus resultierender Abhängigkeiten
  • Quantitative & qualitative Kriterien sind gleichermaßen bedeutend

 

  1. Businessplan als Antwort auf die wesentlichen Frage
  • Das Geschäftsmodell ist im Einzelnen herauszuarbeiten und darzustellen: Was unterscheidet uns vom Wettbewerb und warum haben wir auch in einigen Jahren noch eine Existenzberechtigung?
  • Strategie
  • Produkt-/ Leistungsprogramm
  • Markt und Wettbewerb
  • Marketing und Vertrieb
  • Management/ Personal/ Organisation
  • Risikomanagement
  • Ableitung einer „Risk-Map“ aus der SWOT-Analyse
  • Ziel ist es, die relevanten Risiken vollständig, transparent und verständlich darzustellen und Gegenmaßnahmen abzuleiten, so dass der Finanzierer ein klares Risikoprofil hat
  • Die detaillierte Darstellung des Geschäftsmodells und Risikoprofils hat zwei praktische Stoßrichtungen: Zum einen führt sich der Unternehmer mögliche Risiken selbst vor Augen und kann sich gedanklich auf Gegenmaßnahmen vorbereiten und Verteidigungsstrategien entwickeln. Zum anderen nimmt er mit der Aufbereitung des Businessplans dem Finanzierer ein Stück Arbeit ab. Beides wirkt am Ende des Tages vertrauensfördernd und damit konditionenschonend

 

  1. Weitere Auswirkungen
  • Zunehmende Prozesskomplexität und -verzahnung begünstigen tendenziell risikominimierende Strategien der (Eigenkapital-)Finanzierer. Hierzu gehören
  • Performance-Modelle, also nachträgliche Bewertungskorrekturen

(= Preisanpassungen) bei Nicht-Erreichen vorab definierter Milestones,

  • die Ausreichung von Finanzierungen in Tranchen
  • Garantien
  • Anti-Dilution Regelungen

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Literatur

Honold, Neue Formen der Eigenkapitalfinanzierung für Innovation und Wachstum – Strukturen, Risiko und Kapitalkosten, CF-Fachportal 06/2105

Roland Berger und McKinsey, Die Wucht von Industrie wird unterschätzt, CIO 05/2015

Zimmermann; Innovationsfinanzierung – Herausforderung für mittelständische Unternehmen, CF-Fachportal 06/2015

[1] vgl. Honold, Neue Formen der Eigenkapitalfinanzierung für Innovation und Wachstum – Strukturen, Risiko und Kapitalkosten, CF-Fachportal 06/2105

[2]  vgl. Roland Berger und McKinsey, Die Wucht von Industrie wird unterschätzt, CIO 05/2015

[3] Honold aaO

[4] vgl. Zimmermann; Innovationsfinanzierung – Herausforderung für mittelständische Unternehmen, CF-Fachportal 06/2015